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Die ehemalige Synagoge in Güstrow

Geschichte der Güstrower Synagogen

Wenn man in Güstrow von der Hageböcker Straße in den Krönchenhagen einbiegt, trifft man auf eine Inschrift. Diese erinnert an die Synagoge, welche hier einmal stand.

Die im August 2006 in den Gehweg gesetzte Inschrift besagt: 28. September 1829 Einweihung / Synagoge Güstrow / 9. November 1938 Zerstörung.

Die erste Synagoge in Güstrow

Auf dem Gebiet des heutigen Klosterhofes befand sich die erste Synagoge Güstrows, die im Jahre 1330 einem Pogrom zum Opfer fiel. Der Geschichte nach lebte eine zum Christentum bekehrte Jüdin, die sich mit ihrer jüdischen Schwägerin stritt. Die Schwägerin warf ihr vor, dass sie sich nur hatte taufen lassen, um wollüstiger leben zu können. Die Bekehrte war außer sich und erklärte ihre Beweggründe zu konvertieren mit einer Geschichte, die sie öffentlich machen wollte. In dieser Geschichte hatte eine Güstrower Christin einem Juden eine geweihte Hostie verkauft, die dieser dann in der Synagoge zerstochen hat. Daraufhin fing die Hostie an mehreren Stellen an zu bluten und die Teilnehmenden vernahmen eine Kinderstimme, obwohl keines anwesend war. Das nahm die Jüdin zum Anlass und konvertierte unverzüglich zum Christentum und bat damit um Vergebung ihrer Sünden.1

Diese Geschichte verbreitete sich schnell und alle Juden der Stadt wurden gefangen genommen und auf fürstlichen Befehl hin mit Folter zu den Vorwürfen der Hostienschändung befragt. Dabei kam es aber zu keinem Geständnis der Juden. Die im Zuge dieser Geschichte verhaftete Christin, die die Hostie verkauft haben soll, gestand sofort und wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Um weiteren Gotteslästerungen dieser Art aus dem Weg zu gehen, bemühten sich die Christen den angesehensten Juden der Stadt, namens Eleasar, samt Familie zur Taufe zu bewegen, in der Hoffnung, dass es ihm die restlichen 23 Juden gleichtun.

Dazu kam es aber nicht, so dass auf Erlass des damaligen Herzog Johann II. alle Juden mit ihren Familien ebenfalls auf den Scheiterhaufen kamen. Danach durchsuchte man das Haus des Juden Eleasar und fand die vermeintlich geschändete Hostie. Der darauf folgende Zorn der Bevölkerung führte zur Zerstörung der Synagoge. Gefördert wurde dieser Antisemitismus von der Vorwurf, dass die Juden allein für den Tod Jesu Christi verantwortlich seien und sie aufgrund ihrer strengen Speisevorschriften nur vereinzelt an den regelmäßig auftretenden Seuchen erkrankten, wodurch sie wiederum in Verdacht gerieten, „Brunnenvergifter“ zu sein. Aus dem Vermögen der hingerichteten Juden wurde am alten Standort der Synagoge eine Heiligblutskapelle oder Fronleichnamskapelle errichtet und dort angeblich die zerstochene Hostie aufbewahrt. Beim großen Stadtbrand 1503 fiel die Kapelle dem Feuer zum Opfer. Anschließend wurde dort 1509/10 ein Franziskanerkloster gebaut.

Die zweite „Synagoge“

Seit der Zerstörung der Güstrower Synagoge um 1330 gab es bis zum Ende des 18. Jahrhundert kein jüdisches Gemeinde Leben in Güstrow mehr und demzufolge auch kein jüdisches Gotteshaus, was aber nicht heißen soll, dass es keine Juden gab. Als sogenannte Schutzjuden lebten in Güstrow von 1749 bis 1800 sieben männliche Schutzjuden mit ihren Familien.2

Sie waren rechtlich gesehen nur geduldet und durften sich ohne eine Landesherrliche Spezial-Konzession nur zu Jahrmärkten im Land aufhalten. Sie waren vom zünftigen Handwerk ausgeschlossen und durften kein Land besitzen. Erlaubt war ihnen der Handel, so auch den Güstrower Schutzjuden, die als Hausierer und Trödler arbeiteten. Nach und nach kamen immer mehr Juden nach Güstrow, die für ihre nun wieder stattfinden Gottesdienste einen Raum benötigten. Dafür wurde eine Wohnung auf dem Ratsbauhof Baustraße/Ecke Armesünderstraße angemietet und als Betstube genutzt.

Die dritte Synagoge der Stadt Güstrow

Mit der Neuansiedlung der Juden in Mecklenburg wuchsen die jüdischen Gemeinden stetig, so auch in Güstrow. Mit dem zunehmenden Wachstum wurde der Wunsch nach einer eigenen Synagoge immer lauter. Doch erst im Jahre 1829 konnten durch den Nachlass einer Frau Jacobsen und mit Spenden die finanziellen Mittel für den Bau der Synagoge in Krönchenhagen 13 bereitgestellt werden. Es wird vermutet, dass ein älteres Gebäude auf demselben Platz zuvor als Synagoge genutzt und für den Neubau abgerissen wurde.

Der Neubau wurde am 28. September 1829 eingeweiht. Es handelte sich hierbei um einen einstöckigen klassizistischen Bau, der nicht direkt an der Straße, sondern nach hinten versetzt, gebaut worden war. Im vorderen Bereich zur Straße hin befand sich ein kleiner Garten mit Bäumen, die Schatten spendeten.

In der Synagoge fanden neben den Gottesdiensten auch die Gemeindeversammlungen und der Religionsunterricht statt. 1870 wurde links neben der Synagoge das jüdische Gemeindehaus errichtet, welches bis heute noch erhalten ist. Im Obergeschoss wurde ein Betsaal eingerichtet, der auch als Wintersynagoge genutzt wurde. Im Gemeindehaus wohnte der Religionslehrer, der dort den Religionsunterricht in dem 1882 dafür eigens angebauten Schulraum stattfinden ließ. Hierhin kamen nicht nur die Kinder aus Güstrow, auch Juden aus Neustrelitz und Schwerin schickten ihre Kinder nach Güstrow, um dort zu lernen. In den Jahren 1901 und 1929 wurde der Innenraum renoviert. Außerdem bekam die Synagoge 1929 ein blaues Schieferdach und einen weißgelben Anstrich.

In den Morgenstunden des 10. Novembers, um 5.30 Uhr wurde die Synagoge von Güstrower SS-Leuten in Brand gesetzt. Die Feuerwehr schützte die angrenzenden Gebäude. Die Synagoge selbst wurde nicht gelöscht. Das Gemeindehaus und der Schulungsraum, in dem sich heute ein Atelier befindet, blieben unversehrt und sind bis heute erhalten.

 

10./11. November 1938

14 Güstrower Juden werden in Schutzhaft genommen

10. Juli 1942

Deportation von 18 Juden von Güstrow nach Ludwigslust – von dort aus 1. Sammeltransport mecklenburgischer Juden nach Auschwitz/Theresienstadt.

11. November 1942

Deportation von 3 Juden von Güstrow nach Theresienstadt.

1944 gab es nur noch 3 Jüdinnen in Güstrow. Sie lebten in einer „Mischehe“ mit einem nichtjüdischen Güstrower.

 

Hier finden Sie die Stolpersteine in Güstrow:

Krönchenhagen 13, Baustraße 34, Hansenstraße 1, Domstraße 5, Domstraße 14, Domstraße 6

An die Opfer erinnern heute 30 verlegte „Stolpersteine“; sie sind vor den Häusern in die Straße gesetzt, in denen diese Menschen lebten. Gedacht wird mit diesem Projekt aller verfolgten oder ermordeten Opfer des Nationalsozialismus in und um Güstrow.

www.stolpernmitherz.de

 

 

Quellenverzeichnis:

1 www.juden-in-mecklenburg.de/Geschichte/Hostienschaendung_Guestrow_1330

2 Mastaler, Wilhelm: Eine Güstrower Stadtkunde. Schriftenreihe des Archivs der Stadt Güstrow Nr. 1, Rostock 1996.

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Adresse & Öffnungszeiten

Die ehemalige Synagoge in Güstrow
Krönchenhagen
18273 Güstrow
Telefon: 03843 681023
Mail: info@guestrow-tourismus.de
Web: http://www.guestrow-tourismus.de/